Warum IT-Projekte scheitern müssen

1. Juli 2014 | Erstellt von Markus Helfrich in Fachartikel

Sie wussten sicher, dass über 70% der Projekte im IT-Bereich abgebrochen wurden, scheiterten oder schlicht nicht die Erwartungen erfüllen konnten. Laut einer Studie von  IDG Business Research Service aus dem Jahr 2012 waren nur knapp die Hälfte der Befragten über den Ausgang ihrer IT Projekte „zufrieden“.

Na, wollen Sie immer noch Ihr nächstes Projekt angehen? Keine Angst vor einem BER-Debakel? Gut, denn es gibt Gründe für Ihren Optimismus. Im Folgenden werden 3 Argumente exemplarisch beleuchtet und entkräftet, die nur allzu oft in den Köpfen von Entscheidern spuken.

Technische Probleme

Eine schlechte Ausrede. Prüft man die Gründe für gescheiterte Projekte, wird meistens von schlechter Kommunikation, überschrittenen Fristen oder Budgets berichtet. Niemals von der falschen Technik, die eingesetzt wurde.

Wird zu konservativ mit der Frage der eingesetzten Mittel umgegangen läuft man Gefahr auf wichtige Erfahrungen und notwendige Änderungen zu verzichten. Setzt man dagegen auf den letzten Hype, könnte das Projekt in Schönheit sterben.

Was tun? Überzeugen Sie sich davon, mit welcher Technik ihre eigene IT-Abteilung am besten umgehen kann, und mit welchen Mitteln sich der Lieferant Ihres Vertrauens am wohlsten fühlt. Bringen Sie beides in Deckung, liegt ein wichtiger Grundstein zum Projekterfolg.

schießen, zielen, schießen … hoffen, zahlen

Das geht besser. Planung ist unerlässlich. Ein gemeinsames Verständnis von Lieferant und Auftraggeber über Ziele und Probleme muss die Grundlage bleiben. Werden gesteckte Ziele priorisiert und laufend überprüft, schärft sich der Zielkorridor.

Haben Sie keine klaren Ziele wird ein Projekt nach Zeit&Material (T&M) ausgehandelt. Zwar können Sie nun kaufmännisch eindeutig mit der Situation umgehen, jedoch profitiert der Auftragnehmer vom Fortbestand des Projekts. Sie tragen das Risiko und stellen das unkalkulierbare Budget.

Dem entgegen steht der Festpreis. Dafür ist ein klassisches Lasten- und Pflichtenheft die Grundlage, um Zeit, Qualität und Budegt fest zu kalkulieren. Können Sie im Vorfeld jeden Bedarf genau beschreiben, liegt das Risiko komplett beim Lieferanten. Jedoch sind häufig die Vorstellungen dem Lieferanten schwer kommunizierbar, eine vollumfängliche Spezifikation eine Illusion. Und genau dieser Fakt treibt viele Hersteller zu einem Risikoaufschlag, den Sie bezahlen müssen.

Gibt es eine smarte Lösung? Ein eindeutiges Jein. In den letzten Jahren hat sich der Begriff des „agilen Festpreises“ durchgesetzt, welcher versucht beide Modelle miteinander zu vereinen: Das Risiko wird zwischen Lieferant und Auftraggeber geteilt. Transparente Entwicklung, klare Meilensteine, die Möglichkeit eines Abbruchs ohne Totalverlust sowie leistungsorientierte Abrechnung führen beide Teilnehmer zum Erfolg. Ein klarer Nachteil ist die nicht eindeutige Vertragsgrundlage. Im Streitfall ziehen sich beide Parteien auf den grundlegenden Vertrag zurück. Und dort ist entweder von einem Werkvertrag oder einem Dienstvertrag die Rede.

Software muss sich veränderten Zielen anpassen können

Ein klares Nein, weil „Moving targets“ in jedem Projekt als Vollstrecker fungieren. Sich nicht eindeutig auf ein klares Ziel einigen zu können, kann bedeuten, dass man keines hat. Eine schlechte Voraussetzung für Erfolg.

Was sich anpassen kann sind die Beteiligten. Denn es existiert keine klare Schritt-für-Schritt Anleitung zum Bauen von Software, sondern es liegt ein sensibler Kreativprozess zu Grunde. Denken Sie an Ihre Softskills und an die Menschen im Projekt, dann bekommen Sie auch Soft-Ware.

Es kann aber auch bedeuten, dass eine Partei versucht, den größeren Gewinn aus dem Auftrag zu ziehen. Eine Möglichkeit: mehr miteinander statt gegeneinander. Sehen Sie Ihren IT-Dienstleister als Partner an, dann kann er Sie auch als solchen behandeln.

Fazit

Der Hauptgrund für das Scheitern von IT-Projekten ist und bleibt der Mensch. Fragen Sie sich selber, ob Sie einem Dienstleister vertrauen wollen, der Profit als sein oberstes Ziel definiert hat. Kennen Sie seine Motivation, kennen Sie auch sein Vorgehen.

Finden Sie einen Dienstleister, dessen Ziel der Projekterfolg beim Kunden ist, der mit Ihnen gemeinsam Wege beschreiten will. Dann spielt weder die Technik eine Rolle noch der Vertragsdschungel, sondern die Menschen, die beteiligt sind.

Markus Helfrich

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